Finalwettbewerbe im Eisschnelllauf

Tim Tiedemann trainiert mit seinem Coach Andre Novotny. (Foto: SOD/Stefan Holtzem)
Die Strecken haben so ungerade Längen, da sie aus den USA übernommen wurden. Auch wurden die Laufstrecken nicht nacheinander ausgetragen, sondern gemischt. Der Grund: fast alle Athleten treten beim Finale in zwei Rennen an. Sie sollen nach einem Lauf eine Pause bekommen, damit sie verschnaufen und sich auf ihr zweites Rennen vorbereiten können.
Inklusion findet auch hinsichtlich der Laufgegner statt. Bei den Wettbewerben von Special Olympics Deutschland spielt es, im Gegensatz zur herkömmlichen Sportwettbewerben, keine Rolle, ob die Eisläufer in der Gruppe unterschiedlich alt sind. Alt und Jung treten gegeneinander an. Wichtig ist, dass die Kontrahenten im Finallauf eine homogene Gruppe bilden, damit die Läufer alle die gleiche Chance auf einen Sieg haben. Aus diesem Grund konnte es innerhalb der Gruppen Einzelwertungen geben, wenn Läufer im Vergleich zur restlichen Gruppe weniger Lauferfahrung oder –training hatten oder es wurden zwei Gruppen zusammen bewertet, da sie vergleichbar Leistungsstark waren.
Generell ist zu sagen, dass die Läufer aller Rennen sehr motiviert und konzentriert an den Start gingen. Sie lieferten sich mitunter sehr spannende Zweikämpfe und wurden von Fans aus den eigenen Reihen und von Fangruppen mit Rasseln, Trommeln und lauten Rufen angefeuert.
Irmgard Asenkerschbaumer (Rektorin der GS Vachendorf): „Wir feuern die Athleten an, weil uns das Miteinanderleben von Menschen mit und ohne Behinderung sehr wichtig ist. Bemerkenswert ist die Leistung, die die Sportler bei den Läufen erbringen.
Auch wurden die Wettbewerbe auf Kufen sehr fair ausgetragen. Außergewöhnlich war beispielsweise der Lauf zwischen Mohamed Sy und David Schneider, beide von der Schule „Am Knieberg“ in Lüneburg. Mohamed glitt schneller über das Eis, ließ jedoch seinen Kontrahenten immer wieder absichtlich herankommen. Er gewann knapp aber verdient. Es schien beinahe so, als wenn Mohamed nicht wollte, dass David deutlich abgeschlagen hinter ihm das Ziel erreicht. Der Coach; der beiden Rüdiger Stegemeyer (Lehrer an der Förderschule „Am Knieberg“), bestätigte diese Annahme: „Die beiden sind sehr gute Freunde! - Ich begleite unsere Athleten in die Wettbewerbe und koordiniere die Aufstellung in Absprache mit dem Trainer Rainer Gebert. Mich treibt die Freude der Athleten an, die Vielfalt. Unsere Gruppe ist wie eine Familie. Allerdings finde ich es schade, dass im Allgemeinen so wenige Zuschauer zu den Wettbewerben von Sportlern mit Behinderung kommen. Hier sind sehr viele Zuschauer, das ist toll. Schön wäre es auch, wenn bei uns die Regelschulen mit den Sportlern trainieren könnten. Das ist für mich gelebte Inklusion.“
Christine Pollnow (Regelkommittee von SOD): „Ich bin nach Garmisch-Partenkirchen jetzt das zweite Mal dabei. Ich hatte anfangs keine Vorstellung; von dem was mich erwartet. Aber die Fairness, die Freude, die Begeisterung der Athleten, das steckt einfach an.“
Rainer Grebert (OK-Mitglied und langjähriger Helfer bei SOD) fügt hinzu: „Ich bin seit sehr vielen Jahren Sportübungsleiter und habe vor ca. 30 Jahren damit begonnen, über den SV Sportbund, Kontakte zu Behinderteneinrichtungen aufzubauen. Diese Menschen faszinieren, fesseln mich; sie haben mich infiziert. Sie sind wirklich speziell. Immer fröhlich, hilfsbereit, sie verbreiten gute Laune: Da könnte sich manch einer eine „dicke Scheibe“ abschneiden!“
Der letzte Finallauf, den die Damen bestritten, war dann noch ein Highlight der ganz besonderen Art. Die Strecke: 777 m. Die Niederlande sind vertreten: durch Maartje Ellenkamp (SO Niederlande) gegen Deutschland, vertreten durch Sena Karaagac (Lebenshilfe Deggendorf, St.-Notker-Schule). Dieser Lauf wurde richtig spannend. In der dritten Runde startete Maartje den ersten Angriff, den Sena auf der Innenbahn gut abwenden konnte. In der vierten Runde konnte Maartje auf der Außenbahn schließlich an ihrer Kontrahentin mühelos vorbeiziehen. Sena fehlte letztendlich die Kraft, auf den letzten 3 Bahnen das Tempo noch einmal anzuziehen. Die Niederlande siegte gegen Deutschland mit einem Vorsprung von knapp zehn Sekunden; wie so oft in der Vergangenheit.