09.09.2022 12:10 Uhr

#Bonn2022 - "Man lernt von den Athleten viel mehr, als man denkt"

„Die Athleten waren auch gestern schon zufrieden mit sich und ihrer Leistung. Aber heute gibt es Medaillen – und man möchte doch gerne etwas Handfestes haben statt einfach nur auf Listen zu stehen“. So bringt es Daniel Ricken, Delegationsleiter der Mamre-Patmos-Schule in Bielefeld und Head Coach beim Golfen auf den Punkt. „Das gilt im Übrigen für alle Sportarten und für all unsere fünfzehn Athleten. Wir waren auch schon mal viel mehr, aber wir sind in immerhin vier Sportarten am Start. Alle sind sehr begeistert, und die Rückmeldungen sind durchweg positiv“.

Foto: Anna Spindelndreier

Hervorragend ist die Stimmung auch bei Friederike Reck. Sie ist die Mutter von Alexandra, einem der „Gesichter der Spiele“. Gefragt, ob ihre Tochter durch sie an das Golfen geraten sei, lacht sie: „Nein, ganz im Gegenteil. Alexandra hat die Liebe zum Golfsport über Bradley Kerr entdeckt, der im Bielefelder Golfclub auch Schüler der Mamre-Patmos-Schule unterrichtet. Und sie hat mich damit angesteckt. Meine Tochter ist meine ehrlichste Golfkritikern: ‚So wird das nichts, Mama‘, sagt sie mir auch schon mal“.

Auch Bradley Kerr selbst ist vor Ort. „Die Spiele sind sehr gut angelaufen“, lobt er. „Und wir haben ja auch Glück mit dem Wetter. Gestern habe ich einen Schreck bekommen, als ich im Hotel aus dem Fenster geschaut habe. Aber kaum, dass wir im Golfclub waren, hat der Regen aufgehört“. Dass die Teilnehmerzahl beim Golfen dieses Mal relativ klein ist, bedauert er. Die Pandemie habe dem Sport in den Einrichtungen offenbar doch sehr geschadet. Aber es gebe auch positive Nachrichten: „In der Vergangenheit hatten wir bei den regionalen Turnieren von Special Olympics immer nur Level-Eins-Spieler. Dieses Mal sind gleich mehrere Athleten für 9- und 18-Loch-Spiele gemeldet. Das ist toll“. Begeistert ist Bradley Kerr auch von der Aufnahme seiner Schützlinge beim Golfclub Bonn-Bad Godesberg: „Wir wissen uns hier herzlich willkommen, das ist nicht selbstverständlich“, betont er.

Doch offenbar profitieren auch die Vereine selbst von Special Olympics: Lena Klein studiert auf Lehramt an der Uni Bonn und betreut als Volunteer die Athleten, die in Level Eins starten. Persönlich spiele sie ja gar nicht Golf, und eigentlich habe sie sich auch für andere Sportarten beworben, räumt Lena Klein offen ein. „Aber beim Golfen wurden viele Volunteers benötigt, und so bin ich nun hier. Ich hatte gar keine ‚Erwartungshaltung‘, sondern ich wollte mich überraschen lassen und war offen für neue Erfahrungen. Nun kann ich sagen: Es macht Riesenspaß, und man lernt von den Athleten viel mehr, als man denkt. Auch über Golf habe ich eine Menge in Erfahrung gebracht, und ich will mich für die nächsten Spiele wieder als Volunteer bewerben“.

Mit der Abgeklärtheit eines Profis geht Emily Träm an das Turnier heran. „Ich bin gar nicht besonders aufgeregt, weil ich weiß, dass ich nicht verlieren kann“, sagt die Athletin. „Ich werde einfach mein Bestes geben und denke, dass ich gewinne“. Gute Chancen hat sie bestimmt: Ski, Fahrrad und Schwimmen gehören schon länger zu Emilys Sportrepertoire. Und jetzt hat sie ihre Leidenschaft fürs Golfen entdeckt, die sie bei den Special Olympics Landesspielen auslebt.

Bericht: Georg Alfes und Gabi Peiter

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