Die sportliche Entwicklung (Teil 3)
Wer waren Mitstreiter, denen Sie anlässlich der 25 Jahre danken möchten?
Beide: Bei unserer Mutter, die - wie wir anfangs schon erwähnt haben - von Anfang an unterstützend mit dabei war. Und weil sie sich seit 1985 in verschiedenen Gremien auf Bundesebene (u.a. Lebenshilfe) immer wieder für den Sport von Menschen mit geistiger Behinderung eingesetzt hat.
Lars Stenner: Bei meinem Bruder, der mich seit 30 Jahren trainiert und mich seit 2012 in München auch ins Orgateam Leichtathletik berufen hat.
Björn von Borstel: Ich möchte allen danken, die in den letzten 25 Jahren Special Olympics Deutschland zu dem gemacht haben, wo wir heute stehen. Bei allen Mitstreitern, die bisher und gegenwärtig im Präsidium, in der Bundesgeschäftsstelle und den Landesgeschäftsstellen gearbeitet haben und arbeiten, den Orgateams der Veranstaltungen, den unzähligen freiwilligen Helfern, den Trainern und Betreuern der Mitgliedseinrichtungen, den Sponsoren und Premium Partnern und bei allen, die ich noch vergessen habe zu erwähnen.
Aber insbesondere bei den Athletinnen und Athleten von Special Olympics, weil sie mit ihrer Sportbegeisterung und ihrer ehrlichen Lebensfreude jeden Tag für mich erstrahlen lassen, an dem ich selbst für SOD aktiv bin.
Haben Sie eine besondere Begebenheit, Anekdote, Erinnerung, die Sie gern erzählen möchten?
Björn von Borstel: In Erinnerung bleibt auf alle Fälle der erste Tag der Leichtathletik-Wettbewerbe bei den Nationalen Spielen 1998 in Stuttgart: Alle Athleten waren da, alle Trainer waren da, es waren auch ein paar Helfer da, aber es gab keine Kampfrichter und vom Orgateam war niemand zu sehen. Da haben wir uns mit den Trainern zusammengesetzt und entschieden: Die Wettbewerbe sollen beginnen! Wir organisierten uns, ein Team für die Laufwettwerbe, für das Springen, Stoßen, Siegerehrungen (u.a. durch meine Mutter) usw., und wir haben angefangen.
Als das eigentliche Orgateam auftauchte, rieben sie sich verwundert die Augen, warum trotz eines Regenschauers am Morgen die Wettbewerbe liefen, weil sie den Kampfrichtern doch abgesagt hatten. So kam ich zur Organisation der Leichtathletik bei Special Olympics Deutschland.
Lars Stenner: Ich erinnere mich gerne an die vielen Sportreisen zu den Veranstaltungen von SOD, man hat immer wieder alte Freunde getroffen und neue kennengelernt. Toll waren auch die Einladungen von Bon Jovi zu den Konzerten in Berlin und in Hamburg und die Nationalen Spiele bei uns in Hamburg.
Björn von Borstel: Toll war auch die Sendung bei Johannes B. Kerner auf dem Vorwege zu den Nationalen Spielen 2004 in Hamburg. Dorthin war ich mit der Athletin Agnes Wessalowski von uns vom SV Nettelnburg/Allermöhe eingeladen. In der Sendung waren u.a. auch Lothar Matthäus und Joey Kelly eingeladen. Im Vorgespräch hat Lothar Matthäus sie gefragt, ob ich ein strenger Trainer sei. Daraufhin sagte Agnes: Manchmal, ich will ja auch was erreichen - aber er ist so lieb! - Das ging runter wie Öl. Auf alle Fälle war Agnes der Held der Sendung, sie nahm zwei Drittel der Sendezeit ein, alle anderen mussten sich ein Drittel der Zeit teilen!

Lars, wie ist es dazu gekommen, dass Sie jetzt auch als Helfer und Übungshelfer mitarbeiten?
Da ich von Björn im Training immer viel gelernt habe, habe ich ihn mal gefragt, als er verletzt war, ob ich da Training machen darf. Das durfte ich dann und seit dem macht es mir immer wieder Spaß ihm beim Training zu helfen. Seit den Nationalen Spielen in München bin ich als Helfer im Orgateam Leichtathletik. Es durften da nicht alle Sportler mit zu den Nationalen Spielen, wir waren zu viele - da bin ich zurückgetreten. Das fand Björn so toll, dass er mich als Helfer im Orgateam aufgenommen hat.
Da bin ich jetzt der Ergebnis-Koordinator, das macht mir sehr viel Spaß, immer die Ergebnisse auszuhängen und zu kontrollieren, ob alles richtig hängt. Im Winter mache ich das auch bei Martina beim Schneeschuhlaufen.
Björn, wie hat sich in den 25 Jahren die Wahrnehmung verändert – von Menschen mit geistiger Behinderung, den Special Olympics Athleten, SOD, den Nationalen Spielen…?
Die Gesellschaft hat sich dahingehend verändert, dass sie jetzt offener auf Randgruppen wie Menschen mit geistiger Behinderung zugeht. Dennoch ist es leichter für Special Olympics Athleten, wenn sie mit ihren sportlichen Leistungen in die Öffentlichkeit treten, sie werden dadurch eher wahrgenommen, als wenn man ihnen nur auf der Straße begegnet.
Aber in erster Linie entwickeln die Special Olympics Athleten auch mehr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl durch ihre sportlichen Erfolge - und noch mehr, wenn diese von der Gesellschaft wahrgenommen und respektiert werden. Durch die sich langsam entwickelnde mediale Präsenz von SOD hat sich auch da der Bekanntheitsgrad entwickelt, ist aber noch ausbaufähig. Bei den Nationalen Spielen hat sich dieses ja auch immer weiter entwickelt.
Ein Problem wird sein, immer neue Städte für Nationale Spiele zu finden, da wir aufgrund der Teilnehmerzahlen in vielen Städten schon an Grenzen stoßen. Daher ist es jetzt auch umso wichtiger, die Landesspiele zu etablieren, um so noch mehr die Breite der Gesellschaft zu erreichen.
Björn, wenn Sie heute zurückblicken auf diese Jahre – was ist für Sie der größte Erfolg in der Entwicklung von SOD, was macht Sie vielleicht persönlich stolz, weil Sie wesentlich daran beteiligt waren/sind?
Puh, schwere Frage - da muss man vielleicht die Menschen fragen, die meine Arbeit für Special Olympics von außen betrachten. Aber mich macht schon stolz, wie gut mittlerweile die Leichtathletikwettbewerbe auf nationaler und regionaler Ebene ablaufen - weil ich deren Entwicklung auch mit entscheidend geprägt habe. Aber ich denke, ich habe mich auch immer in anderen Gremien von SOD, u.a. der Sportkonferenz usw., so mit eingebracht, dass ich mich am Ende in den Ergebnissen immer wieder gefunden habe.
Und insbesondere macht es mich stolz, dass ich sagen kann: Ich bin eigentlich schon mehr als 25 Jahre bei Special Olympics!
Lars, worauf sind Sie stolz?
Ich bin stolz auf jede einzelne Medaille, die ich in den letzten 25 Jahren gewonnen habe.
Was wünschen Sie SOD – und sich – für die nächsten 25 Jahre?
Beide: Wir wünschen SOD weiterhin so eine tolle Entwicklung, viele gute Veranstaltungen und hoffentlich erleben wir einmal Weltspiele in Deutschland - am liebsten natürlich in Hamburg, unserer nicht nur sportlichen Heimat!