Mit Dr. Wolfgang Schmiedel im Gespräch

(Foto: privat)
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Seit Juni 2018 engagiert sich der Berliner Zahnmediziner Dr. Wolfgang Schmiedel - von 2004 bis 2017 Präsident der Zahnärztekammer Berlin - ehrenamtlich im Projekt „Selbstbestimmt gesünder leben in Berlin“. Er bereichert durch sein Knowhow und sein Netzwerk die Arbeit des Teams des Gesundheitsprogramms von Special Olympics Berlin/Brandenburg e.V. Dieses Engagement möchte er zukünftig ausweiten und wird sich daher bei der nächsten Mitgliederversammlung zur Wahl als Vorstandsmitglied Gesundheit stellen. Dr. Wolfgang Schmiedel war deutschlandweit der einzige Kieferorthopäde, der eine Zahnärztekammer als Präsident geleitet hat. Nach der Beendigung dieses Ehrenamts im Jahr 2017 widmet sich Dr. Schmiedel nun den neuen Aufgaben im SOBB-Gesundheitsprogramm.

Welche Gründe haben Sie bewogen, sich ehrenamtlich bei SOBB zu engagieren?

Es ist mir schon seit Jahren ein inneres Bedürfnis, mich im sozialen und gesellschaftlichen Bereich zu engagieren. Ich betrachte ehrenamtliches Engagement als eine Verpflichtung, insbesondere wenn man so ein erfülltes und glückliches Leben wie ich führen darf.

Während meiner 13-jährigen Tätigkeit als Präsident der Berliner Zahnärztekammer hatte ich Gelegenheit, dieser Gemeinwohlverpflichtung mit Freude nachzukommen und auch viele andere Menschen aus meinem Umfeld für gesellschaftliches Engagement zu begeistern.

Als langjähriger Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins "Berliner Hilfswerk Zahnmedizin" durfte ich nicht nur die kostenlose Versorgung obdachloser Menschen organisieren, sondern auch zusammen mit meiner hoch geschätzten Kollegin Dr. Imke Kaschke dafür Sorge zu tragen, dass Menschen mit Behinderung den gleich hohen Standard an zahnmedizinischer Betreuung und eine gleich gute Zahn- und Mundgesundheit wie Personen ohne Behinderung erhalten. So wurde ein Gruppenprophylaxeprojekt für Menschen mit Behinderungen in Berliner Wohnheimen initiiert und umgesetzt, welches bis heute sehr erfolgreich fortbesteht, die Patienten Wertschätzung erfahren lässt und ihnen ein Stück Lebensqualität zurückgibt. In der Bundeszahnärztekammer war ich verantwortlich für die sozialen Fragen und Aufgaben und Koordinator der bundesweiten zahnärztlichen Hilfswerke.

Welche Ziele verbinden Sie mit Ihrem ehrenamtlichen Engagement?

Immer wieder erlebe ich im Freundes- und Bekanntenkreis, dass meine Frage ‚Kennst Du eigentlich Special Olympics?‘ mit Kopfschütteln beantwortet wird. Nahezu jeder kann mit dem Begriff Paralympics etwas anfangen, hat aber in seinem Leben noch nie etwas von den Aufgaben und Zielen von Special Olympics gehört. Dies macht mich traurig, insbesondere den vielen Menschen gegenüber, welche sich seit Jahren bei und für Special Olympics engagieren, ohne viel Aufhebens um ihre Person zu machen.

Es ist mein Wunsch und mein Ziel, die Arbeit von Special Olympics zukünftig stärker in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung zu rücken. Dies haben die Athletinnen und Athleten, aber auch die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sowie die Verantwortlichen mehr als verdient. Aber nicht nur den Bekanntheitsgrad von Special Olympics zu erweitern, sondern auch meine in der Vergangenheit entstandenen Netzwerke dazu zu nutzen, noch mehr Menschen für die Arbeit von Special Olympics zu begeistern, wird im Mittelpunkt meiner Bemühungen stehen.

Welche Bedeutung hat die Bewerbung für die Weltspiele 2023 für Sie?

Da knüpfe ich nahtlos an meinen letzten Satz an: Sollte Berlin den Zuschlag erhalten, die Special Olympics World Summer Games im Jahre 2023 ausrichten zu dürfen, böte das die große Chance, unser Anliegen, dass Menschen mit geistiger Behinderung in unserer Gesellschaft mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit erhalten, ein gutes Stück voranzubringen. Unser gemeinsames Bestreben, dass diese Menschen wie selbstverständlich Teil der Gesellschaft werden, und dass Inklusion nicht nur ein Wort ist, sondern täglich vorgelebt und gelebt wird, würde einen großen Schub erhalten, allein schon durch die mediale Aufmerksamkeit.

Wie kaum eine andere Stadt steht Berlin für die Begriffe Toleranz, Freiheit und selbstbestimmtes vielfältiges Miteinander. Gerade in einer Zeit, in welcher Ausgrenzung und Diskriminierung wieder hoffähig zu werden scheinen, wollen wir mit den Special Olympics World Summer Games in Berlin ein deutliches Zeichen dagegen setzen. Wir wollen und werden der Welt vor Augen führen, dass Menschen aller Nationalitäten und Hautfarben, unabhängig von dem Grad ihrer geistigen Behinderung, sich in fairen Wettbewerben messen und sich gegenseitig Respekt zollen.

Gleichermaßen gilt es aber auch, von unserer Gesellschaft diesen Respekt gegenüber den Athletinnen und Athleten einzufordern oder zu fördern. Die Durchführung der Special Olympics World Summer Games im Jahre 2023 in Berlin wäre nicht nur für unsere Sportlerinnen und Sportler, sondern auch für die unzähligen Menschen, die sich täglich für Special Olympics und somit für Menschen mit geistiger Behinderung ehrenamtlich engagieren, die Erfüllung eines Traumes und eine wahrhafte Belohnung.

Mein Dank gilt deshalb allen Mitverantwortlichen, die alles dafür getan haben, dass Berlin den Zuschlag erhalten wird. Ich hoffe und bin zuversichtlich, dass diese vielfältigen Bemühungen, die Weltspiele in unserer Stadt ausrichten zu dürfen, von Erfolg gekrönt sein werden!

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