10.12.2013 11:06 Uhr

Diskussionsbeitrag von SOD-Präsident Gernot Mittler bei der DOSB-Mitgliederversammlung

SOD-Präsident Gernot Mittler stellte folgenden Beitrag zum TOP „Integration und Inklusion im Sport“ in der

Mitgliederversammlung des DOSB am 06.12.2013 in Wiesbaden zur Diskussion.

SOD-Präsident Gernot Mittler (Foto: Natascha Heuse/BR)

SOD-Präsident Gernot Mittler (Foto: Natascha Heuse/ BR)

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Für das vorliegende Positionspapier zur Inklusion sind wir außerordentlich dankbar, und wir haben zusammen mit dem DBS und dem Gehörlosenverband gerne an seinem Zustandekommen mitgearbeitet.

Der öffentliche Diskurs um das Thema Inklusion hat in den letzten Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen: Dazu einige Beispiele aus jüngster Zeit:

  • die 5. UNESCO-Weltkonferenz der Sportminister im Mai d.J. in Berlin hat sich in der dort verabschiedeten BERLINER ERKLÄRUNG klar und eindeutig zum freien Zugang zum Sport und zur Teilhabe am Sport als einem grundlegenden Recht bekannt;
  • die Sportminister der Bundesländer haben Empfehlungen zu „Inklusion und Sport“beschlossen und werden im kommenden Jahr eine Konferenz zu diesem Thema durchführen, ebenfalls unter Beteiligung der Behindertensportverbände;
  • die Sportausschüsse des Deutschen Bundestages und mehrerer Landtage haben Anhörungen zu diesem Thema durchgeführt;
  • der DOSB hat, wie es im Papier heißt, für die Jahre 2011 bis 2014 „die Inklusion von Menschen mit Behinderung als eines seiner Arbeitsthemen benannt.“

Diese wenigen und viele mögliche weitere Beispiele machen deutlich: Das Thema Inklusion ist in der Gesellschaft angekommen.

Doch das Papier benennt auch die Unsicherheit im Umfang mit dem Begriff der Inklusion, weil „seine Verwendung nach wie vor nicht eindeutig festgelegt (ist) und Integration und Inklusion mit unterschiedlichen Bedeutungen in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft verwendet (werden). Das mag so sein. Für Special Olympics indes ist die Definition relativ einfach: Inklusion heißt für uns und unsere Athletinnen und Athleten

  • gleichberechtigte Teilhabe
  • mittendrin - auf gleicher Augenhöhe
  • barrierefreier Zugang auch und insbesondere zu Sport treibenden Vereinen
  • selbst bestimmen können, ob und mit wem und in welcher Sportart man sich betätigt, oder es auch lässt.

Nach dem Beschlussvorschlag nimmt die Mitgliederversammlung das Positionspapier „zustimmend zur Kenntnis. Die Mitgliedsorganisationen bekräftigen damit die Bedeutung von Integration und Inklusion für den organisierten Sport.“Diese Formulierung scheint mir eher defensiv; defensiver jedenfalls, als es den bereits für das nächste Jahr angepeilten Aktivitäten des DOSB entspricht. Denn die Bekräftigung der Bedeutung einer Sache ist noch nicht aktives Handeln. Das aber brauchen wir: Beherztes Handeln, das nach vorne weist!

  • Wir brauchen die Offenheit des organisierten Sports für den Inklusionsgedanken.
  • Wir brauchen die Öffnung der Vereine für behinderte Athletinnen und Athleten.
  • Wir brauchen die Bereitschaft in den Vereinen, durch gemeinsamen Sport Berührungsängste insbesondere gegenüber Menschen mit einer geistigen Behinderung abzubauen. Die hervorragenden Beispiele für gemeinsamen Sport von behinderten und nicht behinderten Athletinnen und Athleten sind Beweis dafür, dass dies möglich ist. Sie müssen jetzt multipliziert und potenziert werden – vor Ort, im Verein – wo denn sonst?

Mehr noch: Ohne die Offenheit des organisierten Sports und die Öffnung der Vereine wird Inklusion in unserer Gesellschaft nicht gelingen, sondern scheitern. Wir müssen heraus aus den Positionen der Begriffsdefinition und der Deklamation und hinein in die Aktion. Dann könnte aus dem heutigen Beschluss ein Projekt werden, in das Special Olympics gerne seine Kompetenz einbringen wird.

Die Rede zum Download finden Sie hier



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