Europäische Spiele in Antwerpen: Es geht auch um Nachhaltigkeit und Veränderung

Von Kai Troll, Direktor Strategische Entwicklung von Special Olympics Europe/Eurasia (SOEE)

 

Ein Zusammenkommen von 58 Ländern aus Europa und Eurasien ist immer ein Spektakel und eine Besonderheit, insofern steigt die Aufregung und Anspannung bei uns in Belgien in diesen Tagen! Durch das Host Town Programm kommen alle Delegationen vier Tage vor den eigentlichen Spielen in Belgien an und werden auf Städte und Gemeinden verteilt, um dort mit den jeweiligen Gastgebern Aktivitäten zu unternehmen, belgische Kultur kennenzulernen und sich auszutauschen.

 

Wir wollen Special Olympics nicht nur nach Antwerpen bringen, sondern im Land verteilt über das sprechen, was Special Olympics ausmacht und wie es Menschen verändert. Übrigens kommt die Olympische Flamme nach der Welt-Ausstellung in 1958 zum ersten Mal wieder nach Belgien. Diese wird bereits in der ersten September Woche in Griechenland entzündet, kommt dann nach Belgien und wird ihren Weg durch Belgien und die entsprechenden Gaststädte und Gemeinden machen.

 

Antwerpen ist eine tolle dynamische Stadt und erfahren in der Organisation von Großveranstaltungen. Alle ziehen an einem Strang, die Menschen sind über die nationalen Medien informiert. Alle 4.000 freiwilligen Helfer sind gefunden und im Grunde kann es losgehen. Die Deutsche Delegation wird mit den Konditionen, die sie vorfinden wird, sehr zufrieden sein. Diese Spiele werden die größte Muli-Sport-Veranstaltung in Belgien in 2015. Antwerpen ist bereits jetzt im Special Olympics Fieber!

 

Die Organisatoren haben mitgeteilt, dass die Eröffnungsveranstaltung am 13. September per Live-Stream auf der Website www.so2014.com und auch auf dem YouTube-Kanal von Special Olympics Belgien übertragen wird! Somit können alle, die möchten, live dabei sein und ich würde mich freuen, wenn Sie diese Gelegenheit wahrnehmen.

 

Prominente Persönlichkeiten engagieren sich für die Europäischen Spiele. Der ehemalige IOC-Präsident Dr. Jaques Rogge, hat sich bereit erklärt, den Vorsitz der Ehrenkomitees der Europäischen Spiele zu übernehmen, was sich in den vergangenen Monaten auch sehr positiv auf die Berichterstattung ausgewirkt hat. Die belgische Königin wird die Spiele offiziell eröffnen und die belgische Familie ist im Verlaufe der Spiele mehrfach persönlich eingebunden. Das wird zusätzlich für mediale Aufmerksamkeit sorgen.

 

Es ist auch toll, dass sich ein Spieler wie Kevin de Bruyne als Botschafter für die Europäischen Spiele einsetzt. Aber wichtiger noch, dass er sich für unsere Sache und die Menschen engagiert. Prima, dass dies von den deutschen Medien aufgenommen wurde und er somit als belgischer Top-Fußballer in Deutschland eine Brücke geschlagen hat. Danke Kevin!

 

Die Vergabe Europäischer Spiele oder aber auch Weltspiele richtet sich weniger nach kommerziellen Zielen als vielmehr nach der Nachhaltigkeit der Spiele. Also, die Frage was solche Spiele in einem Land verändern können, für unsere Zielgruppe in Bezug auf eine verbesserte Akzeptanz für Menschen mit geistiger Behinderung, in Bezug auf eine bessere Inklusion. Es geht darum, Aufmerksamkeit schaffen für Special Olympics und was durch unser Familiensymposium, das Jugendforum, durch und über das Gesundheitsprogramm und das wissenschaftliche Symposium bewirkt werden kann - solche Themen stehen im Vordergrund.

 

Politisch erhoffen wir uns natürlich eine Verbesserung der belgischen Gesetzgebung, die positive Auswirkung hat auf die Belange die Menschen mit Behinderung, in unserem Falle für Menschen mit geistiger Behinderung, hat. Wir arbeiten mit der Belgischen Regierung an diesen Themen.

 

Zum ersten Mal bei Europäischen Spielen nehmen in Antwerpen wirklich alle die zu SO Europa und Eurasien zugehörigen Länder an dieser Spielen teil. Das ist ein toller Erfolg in sich, da es für mache Delegationen, die aus wirtschaftlich schwächeren Länder kommen, nicht immer einfach ist, die notwendigen Reisekosten aufzutreiben. An dieser Stelle darf ich vielleicht ein großes Dankeschön sagen an das Bundesministerium des Innern, welches die Special Olympics Delegationen immer großzügig unterstützt.

 

Besonders bei diesen Spielen ist ebenso, dass diverse Nebenveranstaltungen organisiert wurden. Das ist z.B. das wichtige Gesundheitsprogramm, das Jungendforum und dem wissenschaftlichen Symposium, die beide von der EU unterstützt und gefördert werden. Das Host-Town Programm findet zum ersten Mal auf europäischer Ebene statt und wird nicht nur Antwerpen, sondern gesamt Belgien, das flämisch- sprechende Flandern, das französisch-sprechende Walonien und die Deutschsprachige Gemeinschaft mit einbeziehen. Das war für uns als Special Olympics sehr wichtig.

 

In Antwerpen wollen wir Unified Basketball als interessanten ‚Wachstumsport‘ demonstrieren und diesen vermehrt in die Länder bringen. Generell steht aber der Bereich Unified Sports bei Special Olympics im Fokus der Entwicklungen weltweit und wird zukünftig ein größeres Thema werden. SO Unified Sports wird global weiter wachsen. Das ist im Einklang mit der UN Konvention für Menschen mit geistiger Behinderung.

 

Was die Deutsche Delegation angeht, so macht alleine schon die Größe  Eindruck. Sie ist stets top vorbereitet für internationale Special Olympics Veranstaltungen, was sich natürlich auch auf den Medaillenspiegel positiv auswirkt, obwohl es ja im Prinzip nicht nur Medaillen geht. Bei solchen Spiele entwickelt sich ein enormer Ehrgeiz bei den Athleten und Athletinnen und wachsen oft über sich hinaus.

 

Ich wünsche allen Athleten und Athletinnen, egal ob und welche Medaille sie nach Hause bringen, dass sie ihr Bestes geben und mit dem zufrieden sind, was sie aus den Chancen gemacht haben. Die deutschen Athleten und Athletinnen werden neue Freunde gewonnen, neue Eindrücke gesammelt und viele neue Erfahrungen gemacht haben, von denen sie weiter lernen.

 

Ich wünsche mir, dass die Betreuer und Coaches die Spiele genießen und uns nach den Europäischen Spielen motiviert treu bleiben, denn ohne die Betreuer und Coaches kann Inklusion im Sinne von SO nicht funktionieren. Alle sollen über Ihre tollen Erfahrungen, die sie in Belgien machen werden, in ihren Städte und Gemeinden berichten.

 

Special Olympics Deutschland hat seit 2005 eine Entwicklung gemacht, wie kaum ein weiteres SO Programm. Für mich gehört es zu einem der zehn besten Special Olympics Programme weltweit. Daran haben Viele in unterschiedlicher Weise mitgewirkt und dafür bin ich im Namen von Special Olympics International und Europa Eurasien äußerst dankbar.

 

Die zukünftigen Entwicklungen gehen ebenso in die richtige Richtung. Letztendlich haben Entwicklungen immer mit den Menschen zu tun, die eine Entwicklung vorantreiben und umsetzen. Bei SOD sind auf nationaler Ebene aber auch auf regionalen Ebene, also in den Landesverbänden, die richtigen Menschen dabei, die sich zusammen tun, und eben für Menschen mit geistiger Behinderung ihr Bestes geben. Das verbunden mit guten Visionen, guten Strategien, mit Professionalität, wichtigen und richtigen Partnern, das macht SOD aus.

 

Die Hoffung hinsichtlich der Impulse, die solche Spiele aussenden, ist natürlich immer, dass andere Länder, Special Olympics Organisationen, Regierungen und Sponsoren motiviert werden, zukünftige Gastgeber für solche Spiele zu werden. Denn eines ist klar, Special Olympics hat nicht das Ziel, lediglich eine Sportveranstaltung zu organisieren, denn es geht ja nicht alleine um den Sport. Special Olympics will bewegen und insbesondere verändern.

 

Solche Spiele machen dann Sinn, wenn nicht die eigentlichen Organisation der Spiele im Vordergrund stehen, sondern die Nachhaltigkeit die über und durch die Spiele geschaffen und erreicht wird.

 

So sehen für mich erfolgreiche Spiele in Antwerpen aus: Wenn sie fair und ohne größere Verletzungen für die Athleten und Athletinnen verlaufen, wenn sie erfahrungsreich sind und wenn die Erwartungen aller Beteiligten übertroffen werden. Wir wollen Belgien bewegen und verändern!

 

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