Gastkommentar

Von Alfons Hörmann, Präsident Deutscher Olympischer Sportbund

(Foto: Camera4)
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Sehr geehrten Damen und Herren,

mit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2009 sind alle öffentlichen Institutionen und Organisationen zur Inklusion verpflichtet. Der organisierte Sport stellt sich dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Deshalb hat das Präsidium des DOSB die Inklusion von Menschen mit Behinderung als eines seiner Arbeitsthemen benannt und Anfang 2013 gemeinsam mit dem Deutschen Behindertensportverband, dem Deutschen Gehörlosensportverband und Special Olympics Deutschland mit der Einleitung inklusiver Prozesse im Sport begonnen. Dieses mündete in einem Positionspapier, das auf der DOSB-Mitgliederversammlung vor einem Jahr einstimmig verabschiedet wurde.

Das Papier heißt „Inklusion leben - gemeinsam und gleichberechtigt Sport treiben.“ Mittlerweile sind wir in die Umsetzung dieses Positionspapiers eingestiegen und freuen uns sehr, dass SOD gemeinsam mit den anderen Behindertensportverbänden und den Vertreterinnen und Vertretern der Verbändegruppen in der Arbeitsgruppe des DOSB zur Inklusion mitarbeitet und eine Strategieplanung erstellt.

Wir sind auf einem guten Weg, gemeinsam mit allen Mitgliedsorganisationen die Inklusion von Menschen mit und ohne Behinderungen voran zu bringen. Vor allem den Sportvereinen wächst dabei eine wichtige Rolle zu. Sie sind diejenigen, die Inklusion vor Ort alltagsfähig machen müssen.

Wir müssen gemeinsame Sportangebote schaffen und Barrieren abbauen – nicht nur bei den Treppenaufgängen, sondern auch in unseren Strukturen und in den Köpfen der Menschen. Kurz gesagt: Menschen mit Behinderung müssen sich in den Vereinen willkommen fühlen. Und wir alle werden feststellen, dass sie ein großer Gewinn für den Sport und die Gesellschaft sind!

Wir brauchen Special Olympics als Brückenbauer, um die Sportlerinnen und Sportler mit geistiger Behinderung noch stärker an den organisierten Sport zu binden. Das erfordert sehr viel Engagement auf beiden Seiten und wird nicht von heute auf morgen möglich sein.

Sie können jedoch gewiss sein, mit dem DOSB einen Fürsprecher zu haben, der diesen notwendigen Prozess die nächsten Jahre unterstützend begleiten wird. Denn eins steht fest: Der deutsche Sport braucht Special Olympics!

Auf meiner Tour durch Deutschland, die ich als neu gewählter DOSB-Präsident in diesem Jahr absolviert habe, war die Eröffnungsfeier der Special Olympics Düsseldorf 2014 eines meiner eindrucksvollsten Erlebnisse. Ich habe schon viele große Eröffnungsveranstaltungen gesehen, zuletzt die Eröffnungs- und die Abschlussveranstaltung bei den Olympischen Winterspielen in Sotchi, das waren große, beeindruckende Shows.
Aber die Eröffnung der Special Olympics Düsseldorf 2014 steht dem in keiner Weise nach, im Gegenteil: In der Menschlichkeit, der Empathie ist es ausdrücklich eine Steigerung dessen, was man in den Olympiastadien gesehen hat. Mehr Freude, mehr Emotionen, mehr Begeisterung war nirgends!

Ich habe dann gemeinsam mit Ihrer Schirmherrin Frau Schadt auch einige Wettbewerbe in Düsseldorf besucht und viel über gelebte Inklusion gelernt. Wenn man dort gesehen hat: Bei Ihnen sind auch die Verlierer glücklich – dann ist das unvergesslich!

„Auf dem Platz“ konnte man nicht nur erleben, wie der Sport in seinen schönsten Momenten sein kann: nämlich fröhlich, entspannt, ursprünglich und mitreißend, sondern vor allem war dort zu sehen, dass es möglich ist, dass alle mitmachen können und keiner ausgeschlossen wird, dass Unterschiedlichkeit kein Problem ist und Anderssein normal. Das ist unsere Übersetzung des Fremdworts Inklusion, dieser großen gesellschaftlichen Aufgabe, der wir uns alle stellen müssen.

Inklusion ist kein Selbstläufer und ich bin sehr froh, dass auch die Sportministerkonferenz Anfang November beschlossen hat, die Unterstützung des Sports im Bereich Inklusion zu intensivieren.

Es ist klar, trotz allem Engagement kann der Sport Inklusion nicht alleine umsetzen. Er ist dabei zwingend auf politische, staatliche und gesellschaftliche Unterstützung angewiesen. Inklusion funktioniert nur, wenn die Finanzierung in Land, Bund und auf europäischer Ebene langfristig gesichert ist.

Special Olympics Deutschland genießt in der Öffentlichkeit, in Politik, Sport- und Behindertenverbänden und in der Wirtschaft in Deutschland und international großes und wachsendes Ansehen. Ich möchte hier noch einmal mit großem Dank – wie in meiner Laudatio im Vorfeld der Mitgliederversammlung in Frankfurt - auf den hohen persönlichen Anteil verweisen, den Ihr langjähriger Präsident und jetziger Ehrenpräsident Gernot Mittler an dieser Entwicklung hat.

Es ist meine Überzeugung, dass Special Olympics Deutschland mit seinem ganzheitlichen Ansatz - den vielfältigen Angeboten, mit Unified Sports®, der Bildungs- und Familienarbeit, mit seinem großartigen Gesundheitsprogramm - wichtiger Ansprechpartner und ein Vorbild ist für den organisierten Sport in Deutschland. Der DOSB ist stolz darauf, einen solchen Verband als Bestandteil der olympischen Familie Deutschlands in seinen Reihen zu haben!

Ich danke dem Präsidium unter der Führung von Gernot Mittler für die geleistete Arbeit und wünsche dem neuen Team um Präsidentin Christiane Krajewski viel Glück und Erfolg!

Alfons Hörmann
Präsident des DOSB

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