Erfolgreiche Premiere: Auf dem Weg zur sportlichen Werkstatt

Zentrales Ziel des BMAS-Projekts ist die Einrichtung von Sportbeauftragten in den Modellwerkstätten. Für diesen wichtigen Aspekt der Betrieblichen Gesundheitsförderung hat die SOD-Akademie nun eine Schulung konzipiert, die am 25. November 2015 in der Lichtenberger Werkstatt für Behinderte gGmbH (LWB) in Berlin und am darauffolgenden Tag in der Werkstatt Steinheim des Behindertenwerkes Main-Kinzig e.V. (BWMK) in Hessen erstmals durchgeführt wurde.

Sportbeauftragte sind kompetent in den Themen Sport, Bewegung und Gesundheit. Sie bilden Schnittstellen zu Kollegen und den Sporttherapeuten in den Werkstätten. Gezielt werden dabei Menschen mit Behinderung auf der Beschäftigtenebene sensibilisiert und dazu motiviert, den eigenen Arbeitsplatz und den ihrer Kollegen gesundheitsfördernd zu gestalten und als wichtigen Bestandteil einer ganzheitlich gesunden Lebensweise zu begreifen. Sie sollen in ihrem beruflichen Umfeld und darüber hinaus als Sport- und Bewegungsbeauftragte fungieren, die am Arbeitsplatz den diesbezüglichen Bedarf erkennen und entsprechende Angebote ihrer Arbeitgeber in den Kollegenkreis hinein vermitteln. Damit werden die Sportbeauftragten zu einer entscheidenden Schnittstelle zwischen den Sozialen Diensten, der Führungsebene und den Beschäftigten selbst. Gerade deshalb setzt die neue Schulung der SOD-Akademie in Theorie und Praxis ihre Schwerpunkte auf die hierfür relevanten Aspekte Gesundheit, Bewegung und Sport und arbeitet zusammen mit den angehenden Sportbeauftragten heraus, auf welche Weise sie künftig aktiv werden können. Erfolgreich durchgeführt wurden die Schulungen von Nicole Vincenz.

„Betriebliche Gesundheitsförderung in Werkstätten für behinderte Menschen sind keine selbstverständlichen Vorgänge, sondern müssen gezielt implementiert, geplant und umgesetzt, werden. Hier die Menschen im Sinne des Empowerments abzuholen und zu fördern, ist zentral“, so Timo Schädler, der das Projekt „Selbstbestimmt fit!“ leitet. „Ausgehend von unseren Kooperationspartnern LWB und BWMK möchten wir einen entscheidenden Impuls setzen, der auch andere Werkstätten dazu animiert, in ihren Einrichtungen verstärkt auf den Dreiklang aus Gesundheit, Bewegung und Sport zu setzen,“ so Schädler weiter.

Die Sportbeauftragten der LWB Lichtenberger Werkstatt gGmbH nach der ersten erfolgreichen Schulung. Foto: SOD
Die Sportbeauftragten der LWB Lichtenberger Werkstatt gGmbH nach der ersten erfolgreichen Schulung. Foto: SOD

Rückkopplung erster Projekt-Ergebnisse mit der Praxis

Im Rahmen der Mitgliederversammlung von SOD konnten Beschäftigte in Werkstätten und deren Betreuer für das Thema Gesundheit, Bewegung und Sport am Arbeitsplatz sensibilisiert werden. Die Beschäftigten, vorwiegend Menschen mit geistiger Behinderung und Athletensprecher ihrer Landesverbände, setzten sich insbesondere mit dem erleichterten Zugang zu Informationen zu Sport, Bewegung und Gesundheit auseinander. Die SOD-Akademie erarbeitet derzeit eine Webseite in Leichter Sprache. Dadurch können sich Menschen mit geistiger Behinderung selbstständig und selbstbestimmt über die Angebote von SOD informieren. Erste Bestandteile der Webseite wurden von den anwesenden „Experten in eigener Sache“ besprochen und geprüft. Mark Solomeyer, Vizepräsident Athletensprecher, bekräftigte die positive Entwicklung: „Leichte Sprache ist extrem wichtig für uns!“. Die Webseite wird im Laufe der nächsten Wochen online gehen.

Parallel dazu erlebten die Betreuer und Mitarbeiter, vorwiegend Sportlehrkräfte in Werkstätten, mögliche Einsatzgebiete eines fast fertig entwickelten Leitfadens für Bewegungsangebote am Arbeitsplatz. Der Leitfaden, der den Mitarbeitern den Weg zu einer sportlichen Werkstatt aufzeigt, setzt auf niedrigschwellige Bewegungsangebote. Diese erleichtern den Zugang zu einer gesundheitsorientierten Lebensweise. Der im Januar 2016 erscheinende Leitfaden wird zusammen mit der Uni Bremen entwickelt. Er gibt Impulse um einfache, aber effektive Übungen mit den Beschäftigten direkt am Arbeitsplatz durchführen zu können.

Rückkopplung erster Projektergebnisse mit der Wissenschaft

Um das Projekt „Betriebliches Gesundheitsmanagement – selbstbestimmt fit am Arbeitsplatz“ einzuschätzen und mit dem Status Quo der Wissenschaft abzugleichen, traf sich der für dieses Projekt zusammengestellte wissenschaftliche Projektbeirat am 27./28.11.2015 in Kassel.

In den Austausch gingen Prof. Dr. Manfred Wegner (Uni Kiel), Prof. Dr. Friedhold Fediuk (PH Ludwigsburg) und PD Dr. Michaela Knoll (KIT Karlsruhe). Die Wissenschaftler betonten die Wichtigkeit der Thematik und begrüßten die Initiative niedrigschwellige Angebote zu Aktivierung und körperlicher Aktivität in die Werkstätten zu tragen. Das Vorhaben weist viele Schnittmengen zu den eigenen Arbeitsgebieten auf. Angeregt wurde von den Experten bspw. auch die Anbindung an die Kommission Gesundheit der Deutschen Sportwissenschaft.

Übereinstimmend konnten alle Beteiligten feststellen, dass sich die SO Akademie unter finanzieller Förderung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales einen enormen Zuwachs an fachlicher Expertise, weiterführender Handlungsspielräume und nachhaltig wirkender Arbeitsinstrumente erarbeitet hat.

Nach Meinung des wissenschaftlichen Beirats darf dieser Kompetenzvorsprung nicht wieder eingebüßt, sondern sollte optimal genutzt, auf diesem hohen Niveau sorgsam erhalten und erweitert werden. Es ist sicherzustellen, dass die äußerst positiven Resultate angewandt werden und ihre langfristige Wirkung bundesweit zielgerichtet entfalten. Daraus ergeben sich neue Chancen zur Weiterentwicklung der SODA, aber auch hinzukommende Anforderungen an ihre Tätigkeit.

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