Gastkommentar

Von Holger Stolz, Geschäftsführer der Lebenshilfe Niedersachsen

Holger Stolz, Geschäftsführer der Lebenshilfe Niedersachsen (Foto: SOD/Daniel Pilar)
Holger Stolz, Geschäftsführer der Lebenshilfe Niedersachsen (Foto: SOD/Daniel Pilar)

Mit dem Tandem-Projekt, initiiert von SOD und der Lebenshilfe Niedersachsen, haben wir gemeinsam Neuland betreten. Als wir seinerzeit im Organisationskomitee der Special Olympics Hannover 2016 die Idee der gemeinsamen Helferteams von Menschen mit und ohne geistige Behinderung besprochen haben, wünschten wir uns Interesse von beiden Seiten für das inklusive Pilotprojekt. Jetzt befinden sich die mehr als 50 Teilnehmer bereits in der Vorbereitungsphase und es kommen noch immer neue Interessenten hinzu.

Die Helfer-Tandems arbeiten während der vom 06. bis 10.06.2016 stattfindenden Nationalen Spiele in verschiedenen Aufgabenbereichen zusammen. Dazu gehören die Bereiche Catering, Siegerehrungen, Fuhrparkbüro, Information, Pressezentrum und Wettbewerbsfreies Angebot. Zum Projekt konnten sich sowohl vollständige Tandems anmelden als auch einzelne Helfer, denen Tandempartner zugeteilt wurden; die entsprechende Ausschreibung und ein Informationsbrief wurden in Leichter Sprache verfasst.

In den kommenden Wochen gibt es mehrere Infoveranstaltungen, Schulungen der Tandempartner im Umgang mit Menschen mit geistiger Behinderung und Vorabtreffen. Das alles schafft nicht nur Sicherheit und Vertrauen im Umgang miteinander, sondern es profitieren auch beide Seiten durch die Wechselbeziehung und den intensiven Austausch – und das im besten Fall schon vor den Nationalen Spielen.

Dass das Miteinander für beide Seiten Vorteile hat, man voneinander lernen kann und das gemeinsame Helfen bei einer der schönsten Sportveranstaltungen einfach großen Spaß macht, das liegt auf der Hand. Darüber hinaus bedeutet für Menschen mit geistiger Behinderung die Übertragung wichtiger und verantwortungsvoller Aufgaben, die mit der Unterstützung durch den Tandempartner ausgeführt werden, enorm viel. Neben der Förderung der Selbstbestimmung wird ihnen Anerkennung entgegengebracht, die das Selbstwertgefühl steigert. Für den Tandempartner bietet sich die Chance, neue Erfahrungen zu sammeln und Vorurteile sowie Berührungsängste abzubauen.

Somit werden Menschen mit geistiger Behinderung in ihren Tandems durch die Mithilfe bei der Organisation zu aktiven Mitgestaltern ihrer Veranstaltung. Das ist eine schöne Entwicklung und ein neuer Schritt in Richtung Inklusion. Die Resonanz auf das Projekt zeigt auch, dass wir mit der Tandem-Idee den Nerv der Zeit getroffen haben und sich Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen angesprochen fühlen. Zudem findet das Projekt Aufmerksamkeit und große Zustimmung in der Öffentlichkeit.

Wir sind gespannt auf die nächsten Wochen der Vorbereitung und freuen uns gemeinsam mit den Tandems auf die Nationalen Spiele und den Praxistest der inklusiven Helferteams. Während der Veranstaltung werde ich in den einzelnen Bereichen die Helferteams besuchen und mir von den Erfahrungen persönlich berichten lassen. Ich bin überzeugt davon, dass von diesem Leuchtturm guter Praxis die Idee auf andere Veranstaltungen übertragen werden wird.

 

Ich wünsche den Tandems schon jetzt viel Spaß beim gemeinsamen Helfen und eine unvergessliche Woche bei den Special Olympics Hannover 2016!

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