Mauern überwinden und Barrieren abbauen

Von Dr. Timo Schädler, stellv. Bundesgeschäftsführer und Leiter der SOD Akademie

Die deutsche Wiedervereinigung feiert in diesen Tagen 30 Jahre. Die Menschen haben Mauern eingerissen und Barrieren überwunden. Ein Erinnerungsort. Strukturen sind geöffnet worden. Kurze Zeit später, 1991, wurde SOD gegründet. Genau mit dem Ziel, Mauern zu überwinden und die Barrieren im Umgang mit Menschen mit geistiger Behinderung im Sport und über den Sport hinaus abzubauen.

Um diesen Leitsatz mit Leben zu füllen, wurde dann vor über 10 Jahren die SOD Akademie gegründet. In ihrem Wirken fördert sie das Bewusstsein für die Fähigkeiten und den Beitrag von Menschen mit Behinderung. Durch die vielen positiven und emotionalen Momente, die SOD schafft, werden Menschen mit Behinderung positiv wahrgenommen und es entsteht ein größeres gesellschaftliches Bewusstsein ihnen gegenüber. Durch Bildung soll dieses Bewusstsein in den Köpfen der Menschen gefestigt werden.

Dabei befassen wir uns in der Akademie seit einem Jahrzehnt in den Bereichen Wissenschaft und Bildung mit den thematischen Schwerpunkten geistige Behinderung, Gesundheit, Sport und Inklusion für und mit Menschen mit geistiger Behinderung unter dem zentralen Aspekt der Selbstbestimmung. Von Beginn an mit dabei ist unser Partner Sport-Thieme. Das ist eine tolle Unterstützung!

Selbstbestimmung wird in dem neuen Akademie Bildungsprogramm 2020 ebenfalls großgeschrieben. Es ist in den letzten Zügen der Fertigstellung und wird zum wiederholten Male einen Schwerpunkt auf Bildungsangebote für und mit Menschen mit geistiger Behinderung legen.

Es ist unser Anliegen, Menschen mit geistiger Behinderung dabei zu unterstützen, ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten voll zu entfalten. Die Kolleginnen und Kollegen vom Fachausschuss Wissenschaft waren bspw. in diesem Monat auf dem DVS-Hochschultag und haben in diesem Sinne Partizipation und Teilhabe diskutiert.

Ein weiteres konkretes Beispiel dafür ist sicherlich der Blickwinkel-Kongress, den wir gemeinsam mit der Evangelischen Stiftung Alsterdorf in Hamburg erstmals durchgeführt haben. Dieser bunte und spannende Kongress wurde insbesondere von Menschen mit geistiger Behinderung vorbereitet, durchgeführt und auch nachbereitet. Der Sport wurde dabei immer wieder als Mittel zur Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabechancen dargestellt. Und: Die Menschen wollen aktiv sein und sich bewegen.

Dieser Anspruch wird in den beiden bundesweiten Modellprojekten „Wir gehören dazu“ und „Regionalliga Inklusion“ aufgegriffen, da beide Projekte die Zielsetzung haben, Strukturen zu öffnen und Inklusion im Vereinssport voran zu bringen.

Bei „Wir gehören dazu“ freue ich mich, dass wir mit Florian König einen kompetenten Projektleiter gewinnen konnten, der seit August gemeinsam mit den SO Landesverbänden die Grundlagen zur bundesweiten Projektumsetzung schafft. Ein weiterer Grund zur Freude, ist, dass unsere ehemalige Akademie-Praktikantin Carolin Puls von der Deutschen Turnerjugend als Projektmitarbeitern bei der „Regionalliga Inklusion“ angestellt wurde und nach wie vor bei uns im Berliner Büro sitzt, da SOD Projektpartner ist.

Gemeinsam können wir also in den nächsten Jahren Menschen mit geistiger Behinderung stärken, Inklusion im und durch Sport weiterentwickeln und Bewegungsangebote vor Ort ausbauen. Bei all diesen Vorhaben ist mir vor allem die Beweglichkeit im Kopf besonders wichtig, denn die braucht es zuerst, um Mauern zu überwinden und Barrieren abzubauen.

Ihr Timo Schädler

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