Die sportliche Entwicklung (Teil 2)

In welchen Sportarten haben Sie bei Special Olympics mitgemacht, Lars?

Ich bin in der Leichtathletik gestartet, beim Schwimmen, beim Fußball und immer bei den Special Classics in Hamburg mit dem Fahrrad.

Was fällt Ihnen zu dem Foto von 1991 ein, auf dem Sie beide mit Heinrich Schreiber zu sehen sind?

Lars Stenner: Das ist ein Gruppenbild von uns von den Special Olympics World Games in Minneapolis...

Björn von Borstel: Ja, das stimmt - das war, glaube ich, nach unserer Rückkehr!

Lars Stenner: Wir wurden ja auch im Rathaus in Bergedorf verabschiedet und hinterher waren wir auf der Sportlerehrung und wurden für unsere Leistungen geehrt.

Mit welchen Problemen mussten Sie sich in der Anfangszeit vor allem auseinandersetzen?

Björn von Borstel: Wir Übungsleiter und auch die Sportler hatten in der Anfangszeit wenige Probleme. Das Umfeld war neugierig und auch offen - da wir auch immer offen aufgetreten sind. Wir hatten auch mit der Lebenshilfe Hamburg einen starken Partner an unserer Seite.

Björn, was sind aus Ihrer persönlichen Sicht die besonderen Meilensteine in der Entwicklung des Sportprogramms bei SOD?

Die größten Meilensteine sind aus meiner Sicht zum einen die 2. Nationalen Spiele 2000 in Berlin. Es waren von der Planung bis zur Umsetzung die ersten gelungenen Nationalen Spiele nach den Anfangsschwierigkeiten zwei Jahre zuvor in Stuttgart. Als einer der „Helden von Stuttgart“ - wie Gernot Buhrt u.a. mich und andere Wegbegleiter wie Peter Wilke (langjähriger Nationaler Koordinator Schwimmen) genannt hatte - war ich auch das erste Mal bei der Organisation der Leichtathletikwettbewerbe mit am Start.

Die Spiele in Berlin 2000 fanden schon recht großen Anklang in der Bevölkerung und waren aus meiner Sicht die Basis für die weiteren Veranstaltungen und Wettbewerbe, die von da an von Special Olympics Deutschland organisiert wurden.

Zum anderen hat auch ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Entwicklung von SOD mit Berlin zu tun: Der Umzug der Geschäftsstelle in die Hauptstadt im Jahre 2005 und die damit sich stets weiterentwickelnde Professionalisierung des Geschäftsbetriebs von SOD.

Herauszuheben sind aber auch die mittlerweile seit Jahren andauernden Kooperationen mit unseren Premium Partnern ABB, s.Oliver und Würth. Ich erlebe seit Jahren während der Durchführung der Leichtathletik- und Schneeschuhwettbewerbe nicht nur allein das finanzielle Engagement, sondern auch das Engagement der Firmen-Mitarbeiter als freiwillige Helfer während der Veranstaltungstage von Nationalen Spielen.

Was waren in der Folge Ihre persönlichen Erfolgserlebnisse in Bezug auf die Sportentwicklung am Beispiel der Leichtathletik?

Nach den Anlaufschwierigkeiten bei den ersten Nationalen Spielen 1998 in Stuttgart, wo ich mit anderen Übungsleitern und Trainern die Durchführung der Wettbewerbe sozusagen spontan übernommen habe, hat sich die Organisation von der Planung bis zur Durchführung der Leichtathletikwettbewerbe stetig weiter entwickelt.

Bereits 2000 im Zuge der Nationalen Spiele von Berlin habe ich mit Jürgen Günsel ein Helfer-Konzept erstellt, wonach die freiwilligen Helfer im Vorwege der Veranstaltung wussten, welche Aufgaben auf sie zukamen. Dieses Helfer-Konzept findet bei uns immer noch Anwendung und wurde später als Grundlage auch für andere Sportarten genutzt.

Des Weiteren haben wir schon vor der Einführung von GMS mit einem anderen Auswertungsprogramm für die Wettbewerbe gearbeitet. Ich habe mir dafür ein vom DLV genutztes Programm (COSA) extra umschreiben lassen, um u.a. die 15 % Regel mit umzusetzen. Wir haben jede Veranstaltung bis heute evaluiert, lernen auch weiter durch jede Veranstaltung und entwickeln uns weiter, arbeiten professioneller.

Mittlerweile hat sich - auch dank der Einführung von GMS (der Games Management Software) seit 1998 bis 2016 die Teilnehmerobergrenze bei den Nationalen Spielen auf 700-725 Athleten fast verdoppelt und kann auf diesem Niveau gehalten werden. Seit der Gründung der Arbeitsgruppe im Jahr 2015 haben wir auch die Möglichkeit, diese professionellere Arbeitsweise auch auf die Landesspiele zu übertragen, da wir als AG die Landesverbände z.T. auch begleiten von der Planung bis zur Durchführung.

Was sind die wesentlichsten Qualitätssprünge in der Sportentwicklung, Björn?

Für mich sind die wesentliche Qualitätssprünge ganz klar die Einführung von GMS, welches uns u.a. die Durchführung der Wettbewerbe erleichtert, aber auch die Umsetzung des Prinzips des Aufstiegs zunächst auf internationaler Ebene bis hin zu den Anerkennungswettbewerben in den Sportarten, die Aufgrund ihrer Teilnehmerobergrenzen bei den Nationalen Spielen sonst aus allen Nähten platzen würden.

Aber auch hier gilt es nicht still zu stehen, sondern auch diesen wichtigen Bestandteil des SOD-Regelwerks regelmäßig zu evaluieren, gemeinsam neu zu diskutieren - damit wir uns auch da weiter entwickeln.

Wie hat sich aus Ihrer Sicht, Björn, die Bereitschaft des sog. organisierten Sports entwickelt, Menschen mit geistiger Behinderung Sport in ihren Strukturen zu ermöglichen?

Da gibt es Unterschiede in den einzelnen Bundesländern, aber auch in den einzelnen Sportfachverbänden. Einige sind SOD schon sehr offen gegenüber, andere warten die weitere Entwicklung der Rolle und Position von SOD im Dachverband DOSB ab. Der Hamburger Sportbund zum Beispiel möchte Special Olympics in Hamburg gerne mehr unterstützen und weiter fördern. Dem HSB sind aber solange die Hände gebunden, bis sich auf Bundesebene etwas Entscheidendes ändert und zwar die Rolle zum vollwertigen Mitglied als Sportverband im DOSB. Aber da sind wir ja auf einem guten Weg.

Wie beurteilen Sie den Stand von SOD im internationalen Vergleich, Björn?


Ich denke, wir stehen als SOD im internationalen Vergleich gut da. Insbesondere die Organisation unserer Nationalen Spiele und deren Ablauf lassen die Hoffnung irgendwann wahr werden, auch mal die Weltspiele in Deutschland durchzuführen. Gerade in den Großsportarten wie Leichtathletik, Schwimmen, Tischtennis und Fußball haben wir Strukturen bei den Nationalen Spielen, die auf Weltspielniveau arbeiten. Auch gerade mit dem sehr professionellem Backround der Bundesgeschäftsstelle in Berlin.




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