Gundel Becker

Stellst du dich einmal vor?

"Mein Name ist Gundel Becker. Geboren bin ich im schönen Bochum, bin dann aber mit meiner Familie in die Nähe von Münster, nach Lüdinghausen, gezogen. Vor ca. einem halben Jahr stand dann der Umzug nach Borken an. Ich bin 48 Jahre alt."

Welche Position hast du bei SONRW?

"Bei SONRW bin ich ehrenamtlich im Bereich des Pferdesports tätig. Ich bin seit ca. 1,5 Jahren die Landeskoordinatorin Reiten/Voltigieren und organisiere mit noch einigen anderen  im ORGA-Team die Pferdesportveranstaltungen."

Seit wann unterstützt du SONRW und wie bist du dazu gekommen?

"Special Olympics habe ich durch meine Freundin Uta (Deutschländer Anm. d. R.) kennengelernt, die schon seit sehr langer Zeit in Werne Atheten trainiert. Sie hat mich gefragt ob ich gelegentlich mal aushelfen könnte, wenn sie gerade keine Zeit hat. Aktiv habe ich das erste Mal als Head-Coach mit meinen Athleten vom Johannis-Werk Datteln an den Nationalen Spielen in München 2012 teil genommen. Das hat mir riesigen Spass gemacht und mich auch tief beeindruckt. Und im Laufe der Zeit bin ich dann solangsam da reingerutscht."
 
Wie wichtig ist dir ehrenamtliches Engagement?

"Bevor ich zu SO kam habe ich mich ehrlich gesagt nicht ehrenamtlich engagiert, da ich durch meinen Beruf, Krankenschwester im Schichtdienst, und mein sehr zeitaufwendiges Hobby, überraschender Weise der Reitsport, gut ausgelastet war. Aber wenn man mit SO einmal anfängt und von dem sehr speziellen Virus infiziert wurde, kann man sich dem kaum entziehen. Es war sicher gut, dass ich langsam da reingewachsen bin, so ist mir kaum aufgefallen, dass ich jetzt mehr Zeit für SO einplanen muss. Das mache ich aber sehr gerne und mit viel Freude."

Was machst du beruflich und was sind deine Hobbys?

"Wie bereits erwähnt bin ich Krankenschwester, was mir auch nach 30 Jahren noch großen Spass macht, da mein Job viele Möglichkeiten bietet und immer wieder Überraschungen bereit hält.
Mein größtes Hobby ist und bleibt der Reitsport. Über einen langen Zeitraum habe ich meine komplette Freizeit damit gefüllt, mit gutem Ehrgeiz trainiert und an Turnieren teilgenommen, aber seit einigen Jahren trete ich wesentlich kürzer und bin viel entspannter was meine Ansprüche angeht als früher.
Ansonsten lese ich sehr gerne und fahre in den Urlaub."

Warum gerade Reiten? Was ist das Besondere?

"Naja, das liegt einfach an meine persönlichen Vorlieben. Ich bin mit Pferden aufgewachsen, habe schon viel Zeit auf dem Pferderücken verbracht bevor ich überhaupt laufen konnte und somit habe ich die Liebe zu den Pferden schon mit der Muttermilch aufgesogen. Pferde sind einfach tolle Tiere, wobei ich auch andere Tiere gerne mag. Sie geben einem so viel und sind nicht böse wenn man mal nicht so viel Zeit hat.
Faszinierend war für mich wie stark sich Pferde auf Menschen mit einer geistigen Behinderung einstellen. Ich habe eine Stute, die mittlerweile in Rente ist, die sich mit den Athleten ganz anders verhalten hat als mit mir. Sie ist ein sehr temperamentvolles Tier, das gerne vorwärts geht und sich auch schon mal erschreckt. Mit den Athleten hat sie sich ganz anders gezeigt, hat richtig auf ihren Reiter aufgepasst und wenn doch mal einer runter gefallen ist, war sie total überrascht und hat sofort nachgeschaut, ob alles in Ordnung ist.
Andrerseits ist der Pferdesport, bzw. auch nur der Umgang mit diesen großen Tieren extrem gut für Menschen mit Handicap. Sie lernen, dass sie in der Lage sind gut mit einem Partner zusammen zu arbeiten, diesem Vertrauen können, sich aber auch an gewissen Stellen durchsetzen müssen. Dies fördert das Selbstvertrauen sehr und da Reiten ein Gruppensport ist, lernen sie viele andere Menschen kennen, die ihre Leistung wertschätzen und wenn mal etwas nicht so geklappt hat, auch motivieren, es nochmal zu probieren."

Bei welchen SO-Veranstaltungen warst du schon mit dabei?

"Angefangen hat, sozusagen alles, mit den nationalen Spielen in München 2012. Dann kam Düsseldorf 2014, gefolgt von Hannover, Neuss, Kiel und Hamm."

Was ist das Besondere an SO-Veranstaltungen?

"Die Athmosphäre ist einfach einzigartig. Alle freuen sich dabei zu sein, geben ihr Bestes und freuen sich mit den anderen wenn die mal besser waren. Natürlich haben unser Athleten auch einen großen Ehrgeiz, wollen eine Medaille und sind traurig wenn es nicht so gut läuft. Aber es gibt selten Missgunst und das man die Leistung des anderen nicht würdigt kommt gar nicht vor. Alle freuen sich miteinander und haben Spass."

Was ist das Besondere an unseren Athletinnen und Athleten? Was beeindruckt dich?

"Wie schon gesagt, es ist beeindruckend, wozu Menschen mit Handicap in der Lage sind, was viele Leute ihnen gar nicht zutrauen. Die Athleten gehen mit einer gewissen Leichtigkeit an viele Dinge heran die uns "Normalen" meistens fehlt. Es sind alles tolle Menschen und Persönlichkeiten mit vielen Ecken und Kanten, die wir anderen auch haben, aber fast immer fröhlich, motiviert und zu Späßen aufgelegt."

Was kannst du von unseren Athletinnen und Athleten auch für dich privat lernen?

"Nicht alles zu ernst nehmen! Ehrgeiz ist okay, aber wenn es mal nicht so läuft geht die Welt auch nicht unter! Die Leistung anderer anerkennen und nicht neidisch sein!"

Auf welche zukünftigen Veranstaltungen freust du dich besonders?

"Für mich sind die Weltspiele 2013 in Berlin am spannensten, da ich so ein Großereignis noch nicht erleben durfte und ich freue mich am guten Gelingen beteiligt zu sein. Aber zum Glück kommen ja bis dahin im Jahr 2022 noch einige Landesspiele, natürlich auch unsere in Bonn, und die nationalen Spiele, sodass man sich langsam wieder herantasten kann. Da freue ich mich schon sehr darauf, bekannte Gesichter wiederzusehen, miteinander eine tolle Zeit zu verbringen und einfach viel Spass zu haben."
 
Welche besonderen Momente hast du bei Special Olympics schon erlebt?

"Wo soll ich da anfangen? Es ist immer wieder toll zu sehen, dass man Sport auch ohne übertriebenen Ehrgeiz betreiben kann, bereit ist, immer sein Bestes zu geben und den Erfolg der anderen anerkennt.
Bei den Veranstaltungen stehen unsere Athleten bzw. alle Menschen mit Handicap mal im Vordergrund. Sie müssen sich nicht nach allen anderen richten, sondern genau umgekehrt. Wenn bei den Siegerehrungen alle miteinander singen und sich in den Armen liegen bin ich oft sehr gerührt.
Zudem bin ich immer wieder beeindruckt wie gut die Athleten, die kein eigenes Pferd mitbringen können, mit den Leihpferden zurechtkommen, und die Pferdebeitzer noch viel mehr."

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